Direkt zu den Inhalten springen

Ältere und Menschen mit geringem Einkommen werden benachteiligt

SoVD fordert Ausweitung des Busstreckennetzes in Nordhorn

Um mobil zu bleiben, sind viele Senioren und Menschen mit Behinderungen auf den Öffentlichen Personen Nahverkehr (ÖPNV) angewiesen. Auch Personen, die aus finanziellen Gründen kein eigenes Auto besitzen, brauchen den Bus als alternatives Verkehrsmittel. Doch in Nordhorn können einige Stadtteile über den ÖPNV nicht erreicht werden. Das kritisiert der Sozialverband Deutschland (SoVD) und fordert eine Überplanung des Busstreckennetzes.

Der ÖPNV ermöglicht es Personengruppen, die aus gesundheitlichen oder finanziellen Gründen über keinen eigenen Pkw verfügen, in gewissem Umfang mobil zu bleiben. Dazu ist eine Busstreckenführung innerhalb einer Stadt notwendig, die möglichst alle Stadtteile erreicht. Das ist laut des Sozialverbandes Deutschland (SoVD) in Nordhorn nicht der Fall. Vor allem die Streckenführung der Buslinie 32 steht in der Kritik. „Hier werden die Stadtteile Blumensiedlung im Westen und Stadtflur im Osten nur unzureichend angefahren. Neu Berlin kann mit dem Bus nicht erreicht werden“, sagt Thomas Lehre, Vorsitzender des SoVD-Kreisverbandes Grafschaft Bentheim. Besonders in der Blumensiedlung gebe es viele ältere Menschen. „Wenn Seniorinnen und Senioren sich nicht mehr zutrauen, ein Fahrzeug zu führen und gleichzeitig den Bus nicht nutzen können, werden sie benachteiligt“, macht Lehre deutlich. „Gesellschaftliche Teilhabe funktioniert ohne einen guten ÖPNV nur eingeschränkt“, sagt auch Hans-Jürgen Balka, stellvertretender Vorsitzender des SoVD in der Grafschaft. Denn der Besuch eines Cafés in der Innenstadt, ein Treffen mit Freunden in anderen Stadtteilen oder die Teilnahme an einer kulturellen Veranstaltung werde erschwert, wenn der ÖPNV lückenhaft sei. Nicht jeder könne sich ein teures Taxi leisten, gibt Balka zu bedenken.

Den Grund für die derzeit unbefriedigende Streckenführung des ÖPNV sieht der SoVD in der seit 2019 bestehenden Überplanung, als der Schienen-Personen-Nahverkehr reaktiviert wurde. Deutliche Veränderungen gab es bei der Buslinie 32, der ehemaligen Line 2. „Es werden nun Stadtteile ausgeklammert oder nur angeschnitten, um den Halbstundentackt einzuhalten, in denen die Busse wieder am Hauptbahnhof sein müssen“, erklärt Balka. Zudem werde das Gewerbegebiet GIP im Westen angefahren. Grundsätzlich sei die Überlegung nachvollziehbar, dass mehr Menschen auf den Bus umsteigen und auf die Nutzung des Pkws bei der Fahrt zur Arbeit verzichten. Doch in der Praxis habe sich gezeigt, dass die Busstrecke von den Beschäftigten des Gewerbegebietes kaum genutzt werde. „Statt voller Busse sehen wir volle Parkplätze auf den Firmengeländen“, so Balka. Der Grund: Die Busse sind zu spät im Einsatz. Der erste fährt um 8 Uhr. „Die meisten Mitarbeiter sind dann schon am Arbeitsplatz“, sagt der stellvertretende SoVD-Kreisvorsitzende. Deshalb sei es sinnvoll, das Gewerbegebiet zukünftig auszuklammern und stattdessen die bisher vernachlässigten Stadtteile stärker in das Busstreckennetz einzubeziehen. Auch ein direkterer Weg in die Stadtteile Oorde und Stadtflur über den Frensdorfer Ring könne Zeit sparen und so eine großräumige Anfahrt der Stadtteile möglich machen. Die gleichzeitige Anfahrt der Haltestellen Europa-Platz und Firnhaberstraße durch die Linien 30 / 32 und 31 / 32 hält Balka für nicht nachvollziehbar. „Durch den Wegfall der Linie 32 auf diesem Teilstück würde auch die Firnhaberstraße vom Busverkehr entlastet. So könnte ein Beitrag zur verkehrsarmen Innenstadt geleistet werden“, erklärt Balka. 

Mit ihrer Forderung wenden sich die SoVD-Vertreter auch direkt an den Betreiber und die Politik. Dazu haben die Mitglieder des SoVD-Kreisvorstandes einen offenen Brief verfasst, der die Betreibergesellschaft, den Landrat des Landkreises Grafschaft Bentheim, als Vertreter des Trägers der Bentheimer Eisenbahn AG sowie die Fraktionsvorsitzenden der im Kreistag vertretenden Parteien anspricht. „Wir hoffen, dass wir gegenüber den Verantwortlichen deutlich machen können, dass es aus den genannten Gründen wichtig und sinnvoll ist, das Streckennetz zu überdenken“, so Lehre. Balka ergänzt: „Wir brauchen eine Verkehrswende, sowohl aus ökologischen als auch aus sozialen Gründen. Das erreichen wir auch, wenn mehr Menschen die Möglichkeit haben, den ÖPNV zu nutzen.“