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SoVD vor Ort bei Veranstaltung zum drohenden Ärztemangel in Schüttorf

Schüttorf. Der drohende Ärztemangel bleibt ein Dauerthema in der Grafschaft Bentheim. Nach Uelsen ist jetzt auch in Schüttorf bekannt geworden, dass in absehbarer Zeit Hausärzte fehlen werden, da sich keine Nachfolger für diejenigen Praxen finden, in denen die Ärzte in den Ruhestand gehen. Aus diesem Grund fand in der Alten Kirchschule in Schüttorf eine Gesprächsrunde statt. Anwesend waren unter anderem die Bundestagsabgeordnete Daniela De Ridder sowie die Ärzteschaft des Kreises, Vertreter des Seniorenbeirates, Vertreter der Stadt, Apotheker aus der Obergrafschaft sowie 70 weitere Teilnehmer, darunter auch viele Mitglieder des SoVD-Ortsverbands Schüttorf.

„Beim Thema der ausscheidenden Ärzte steht die Uhr bereits auf 5 nach 12“, findet Karl-Heinz Lankhorst, Vorsitzender des SoVD-Ortsverbands Schüttorf. Deshalb nahm er mit weiteren zehn Personen aus dem Ortsverband an der Gesprächsrunde teil. Auf der Veranstaltung wurde schnell deutlich, wie drängend das Thema ist. Im Kreis sind 40 Prozent der Ärzte über 60 Jahre alt, viele davon werden auf absehbare Zeit in Rente gehen. Nachfolger für diese Praxen fehlen. In Schüttorf macht sich dieses Problem derzeit deutlich bemerkbar, denn am 1. September scheidet Dr. Axel Raabe aus und bereits einige Monate später schließt eine Kollegin die Türen ihrer Praxis. „Selbst wenn ich meine Praxis mit komplettem Inventar verschenken würde und noch 50.000 Euro dazu geben würde, würde keiner aufs Land kommen“, erklärte Raabe, der an der Veranstaltung teilnahm. Eine schnelle Lösung für das Problem des Ärztemangels werde es nicht geben. Die Ausbildung eines Facharztes dauert etwa 12 Jahre. Es werden zu wenige Ärzte ausgebildet, ein großer Teil der Fachärzte seien Frauen, die später auch Familie haben möchten und somit wieder für einige Jahre ausfallen. Ein weiteres Problem sei das Honorarsystem der Krankenkassen, mit dem die Ärzte entlohnt werden. Dies lässt die Arbeit auf dem Land finanziell uninteressant und damit wenig attraktiv erscheinen, zumal die Arbeitszeiten deutlich höher seien, als etwa in städtischen Kliniken.

Neben den strukturellen Voraussetzungen wurden auch innovative Lösungsansätze diskutiert. Die Ärzte müssten, wie in einem Modellversuch aus Ostfriesland, mobil gemacht werden, lautete ein Vorschlag. Daraus, so Raabe, werde bei einer Quote von durchschnittlich 1050 Patienten in einem viertel Jahr wohl nichts. Zwar sei der Einsatz der Ärzte Sache der Länder und nicht des Bundes. Dennoch wolle sich Bundestagsabgeordnete De Ridder sich für eine Lösung des Ärztemangels in der Grafschaft einsetzen und verwies auf ein Programm in Bayern, in welchem um 1000 zusätzliche Ärzte geworben wird.